Das Zeichnen bleibt auch im Zeitalter des Computers aus mehreren Gründen eine Schlüsselqualifikation des Architekten, denn:
- Zeichnen ist eine abstrahierende Möglichkeit, Dinge anschaulich .
- Zeichnen schärft die Beobachtungsgabe, stärkt das visuelle Gedächtnis und erweitert das Raum- und Formgefühl.
- Im Zeichnen erschließt sich uns ArchitektInnen die Welt. Diese Methode der Weltaneignung stellt einen Akt konzentrierten und auswählenden Wahrnehmens dar. Beim Zeichnen stellt sich eine innige Beziehung zum Dargestellten ein.
- Das Zeichnen ist das wichtigste Kommunikationsmittel in der Architekturproduktion. Schnelles Skizzieren von räumlichen Situationen ebenso wie Diagramme oder Detailskizzen dienen der professionellen Verständigung ebenso wie dem Gespräch mit der Bauherrschaft und den am Planen Beteiligten.
- In den ersten "Entwurfs"-Skizzen kommt der konzeptionelle Gedanke eines neuen Projekt zur Welt. Das Flüchtige, Vereinfachende der Skizze enthält das Konzentrat eines sich später immer weiter verzweigenden Entwurfs- und Planungsprozesses hin zum Baubaren. Die Schnelligkeit des Skizzierens ermöglicht dabei das schnelle Untersuchen von Alternativen.
- Das Zeichnen offenbart die jeweilige Architektenpersönlichkeit, denn es birgt die Möglichkeit zur Entwicklung einer eigenen "Handschrift"
- Zeichnen entspannt, wenn das Misslingen nicht wütend macht.
Die vorangegangenen Ausführungen zeigen, dass das Zeichnen Mittel des Denkens und Verstehens, der Kommunikation und des Ausdrucks ist. Die Übungen in den ersten beiden Semestern des Architekturstudiums sollen einerseits der Entwicklung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit dienen, andererseits die unterschiedlichsten Ausdrucksmöglichkeiten der Zeichnung aufzeigen.